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    von Mario | datum28.01.2023 17:50

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    Hallstadt 21.11.2008 hallo ihr lieben Es ist soweit seit fast 2 Stunden bin ich 46 Jahre alt, das war so nicht geplant, hat mir auch keiner angeschafft, ist so passiert. Ich überlege die ganze Zeit schon, ob ich nicht die Geschichte meiner Saufkarriere aufschreiben soll. Ich weiß nicht, ob das jemanden interessieren würde. Ich war 5 oder 6 als ich das erste Mal losgeschickt wurde, meiner Mutter den Jägermeister zu holen. Das war lange Zeit für mich auch der Grund, warum ich saufen musste. Ich habe versucht meine Mutter und meinen Stiefvater zu analysieren. Für mich war es am einfachsten ihnen die Schuld an meinem Leben zu geben. Das erste Mal, dass ich mich bewusst daran erinnere, das ich selbst trank, da war ich etwa 11 und das endete in einem Vollrausch. Ich war bei meinem Freund Jimmy, einem farbigen US Amerikaner in seiner Wohnung. Wir lagen auf dem Bett, hörten Soulmusik und tranken Rosewein bis mir schlecht war. Ich habe das ganze Klo voll geko.... Die Therapieansätze meiner Mutter waren erschöpft, indem ich das alles aufwischen musste. Ich glaube es war ihr egal, dass ich besoffen war, nur die Sauerei störte sie. Mit 14 Jahren zogen wir dann von der Provinz in die Stadt nach Nürnberg. Das war das Ende von unseren Familienverbund. Meine Oma starb kurz darauf und meine Mutter stürzte dann total ab. Mein Stiefvater konnte sich nicht wehren gegen meine Mutter und etwas später dann auch nicht mehr gegen mich. Die Stadt hat nur auf mich gewartet: Ich genoss das unkontrollierte Leben in vollen Zügen. Wir klauten uns das Bier aus den Baubuden oder brachen in Kioske ein und stahlen alles, was sich trinken oder rauchen ließ. So ab Mitte der 8 Klasse war Schule nicht mehr möglich. Ich hatte lange Phasen, in denen ich nur sporadisch mal da war. Meistens war ich mit ein paar Kumpels schon ab Mittag am Flippern in der Kneipe. Ich frage mich heute wo der Jugendschutz da war. Wir hatten da nie Ärger, im Gegenteil: viele Erwachsene unterstützen uns, weil wir mit der Zeit richtig gute Einbrecher waren. In der 9 Klasse habe ich dann so nach dem Anfang die Schule an den Nagel gehängt. Mein Zeugnis holte ich mir erst ab, als ich es ein halbes Jahr nach Schulende mal für eine Arbeit brauchte. Um mich rum waren zu dieser Zeit nur noch Trinker. Ich hatte keinen Kontakt mehr zu normalen Leuten. Meistens lagen wir in irgendwelchen Wohnungen, in denen der Strom gesperrt war, ernährten uns von Dosenravioli und Bier. Wenn dann mal wieder etwas mehr Beute auf den nächtlichen Streifzügen rüberkam, dann gab es Halligalli in der Stadt. Zu der Zeit kam es dann auch schon öfters zu Polizeikontakten. Mal ausnüchtern, dann in der Früh erst mal warten bis die Kneipe aufmacht, bevor der weite Heimweg angetreten wird. Ich dachte damals, dass ich die Erfahrung eines 40 jährigen habe, und war gerade mal 16. Die einzigen, die etwas länger brauchten um rauszufinden, wer für die ganze Einbruchserie verantwortlich war – richtig, das war die Polizei. Aber auch die kamen uns dann doch mal drauf. Der Ermittlungsrichter ließ uns am Morgen nach der Verhaftung wieder gehen. Wir mussten doch nur 150 Meter laufen bis wir an der nächsten Kneipe endlich was zu trinken bekamen, die Nacht in der Zelle war schon vor der Kneipentür vergessen. Dann kam die Nacht vom 31. März auf ersten April 1980 (Ironie des Schicksals, das ist der selbe Tag wie mein dos, nur Jahre früher). Wir hatten gerade einen Supermarkt leer geräumt als uns beim Abtransport der Beute die Polizei hochnahm. Der Ermittlungsrichter sagte mir, dass ich halt mal übers Wochenende da bleiben soll. Das Wochenende dauerte 7 Monate - bis zur Verhandlung. Ich bekam 18 Monate, die U-Haft wurde angerechnet und der Rest auf Bewährung. Ich war wieder frei. Ich habe in diesem Jahr im freien Fall noch ein paar Stufen nach unten genommen. Als ich draußen war habe ich nichts auf die Reihe gebracht. Wenn ich Geld hatte, war ich voll. Hatte ich keins, ging ich klauen. Ein paar Jobs, die mir reingedrückt wurden, waren für mich auch nur Quellen, wo ich mal abzocken konnte. Ich kam auch nicht auf die Idee, dass etwas mit mir nicht stimmt. Sch.... Richter, Sch... Bullen , Sch… Bewährungshelfer!!! Fast ein Jahr war ich draußen, dann war ich an dem Punkt, wenn sie mich jetzt nicht einsperren, dann mache ich mich weg! Ich habe zwei Schaufenster eingeworfen und bin zur Polizei getorkelt. Rechnung: 11 Monate +4 Monate wegen Hehlerei und Sachbeschädigung, das war mein Freifahrtschein nach Ebrach, Bayerns Endstation für Mörder und Unverbesserliche. Dort saß ich ohne Alk 13 Monate ab. Vor der Entlassung, auf der Abgangszelle, kam dann der Anruf (6 Stunden bevor ich vor dem Tor stand): meine Mutter ist tot, ich hatte sie seit 13 Monaten nicht mehr gesehen. Und wenn die keine Unterschrift von mir gebraucht hätten für die Beerdigung, dann wäre ich wohl vergessen worden. Ich bekam 108,26 DM in die Hand gedrückt und fuhr mit dem Zug nach Hause zu meiner Freundin. Habe drei Tage kaum geschlafen, dann der langersehnte Streit! 13 Monate und drei Tage trocken, das reicht ja wohl! Ich glaube, ich war so 4 Tage unterwegs, aber egal, ich bekam nichts mit davon. Ich glaube es war so ein halbes Jahr, bis ich wieder drin war. Es ging jetzt schneller, jeder Polizist kannte mich, ich konnte mich nicht mehr verstecken, war auch zu blöd für. Im Knast gibt es lauter kleine Gruppen, die sich bilden. Ich war mit einer Gruppe anderer Säufer zusammen in der Freizeit. Als wir dann das Schild sahen, die Anonymen kommen zum Infotag, da wollten wir uns einen Riesenspaß draus machen, und die Pfeifen hochnehmen, und sind natürlich dort hin (danke Heinz, du hast mir mein Leben wieder gegeben). Da saß ein Mann und erzählte ganze Passagen aus meinem Leben, hat Gefühle beschrieben, die ich kannte und die ich niemand erzählt habe. Er kannte sie auch, und der Typ setzt sich da hin, und sagt er ist Alkoholiker. Ich ging dann zu ihm hin und hab ihn gefragt: „ Sag mal, glaubst du, ich bin auch Alkoholiker?“ Ratet mal, was der zu mir gesagt hat. „Komm, wenn du draußen bist, in die Fürther Str., und dann findest du es raus.“ Das habe ich auch getan. 90 Tage, 90 Meetings, ich hatte mehr, ich war süchtig nach diesen Meetings. Jeden Tag hatte ich 10 DM. Tabak, etwas essen und abends 1 DM für den Hut. Mein Tagesablauf: drück dich rum, bis das Meeting anfängt. Ich fühlte mich wohl dort, ich liebte die Menschen, die waren wie ich. Nur älter und hatten alle ihr Leben im Griff (nicht alle, wie sich so nach und nach rausstellte). Ich denke der Rückfall kam wieder so im April. Ich hatte ihn aber von langer Hand vorbereitet. Den Strohrum hatte ich aus Österreich mitgebracht. An dem Abend lief dann ein halber Liter rein und ein paar Weizen waren auf dem Deckel, aber keine Ahnung, ob ich die hatte. Am nächsten Tag konnte ich in Ansbach von meinem ersten Rückfall erzählen. Ich habe die Freunde immer wieder gefragt: „Bin ich wirklich Alkoholiker?“ Ich hatte immer Zweifel , ich suchte mir im Meeting die aus, auf die ich runter schauen konnte. So tief war ich nicht, ich war nie in Therapie oder in der Psychiatrie! Ich fand an jedem etwas, was mich besser machte als ihn. Den n ich hatte ja auch für jedem sein Problem die passende Lösung. Das hat prima von meinem Problem abgelenkt. Ich hatte meiner Hochmütigkeit noch zwei Rückfälle zu verdanken. Alle Türen gingen auf, wenn ich sagte, ich habe ein Alkoholproblem und arbeite daran. Richter gaben mir Bewährung, Mädels fanden mich toll und sensibel. Ich war ein riesen Arsch, bis zu dem Tag, an dem ich selber in meinen Seelenspiegel geschaut habe. Ich habe aber damals gesagt ich werde nicht kämpfen, um trocken zu bleiben. Wenn der Tag kommt, an dem ich es nicht mehr ohne aushalte, dann trink ich. Denn den Kampf, den verlier ich! Hoffe, ich habe euch nicht gelangweilt und ihr könnt verstehen, was ich meine, wenn ich sag: „Ich heiße Jürgen und ich bin Alkoholiker.“ Ich gehe nicht immer zwölf Schritte, weil ich einfach schlecht zu Fuß bin, aber ich geh sicher jeden Tag einen und an vielen Tagen mehrere. Ich versuche - so weit es mir möglich ist- - die Gedanken von AA in meinem Herzen zu tragen und sie zu leben (ich kann das nicht immer und muss mich manchmal wehren). Ich habe einen Job gefunden, der es mir möglich macht keine Konflikte festzuhalten. Dies ist nur ein Weg, mein Weg. Egal wie weit ich gehe, wie schlau ich werde, vom letzten Glass entferne ich mich, aber das nächste ist immer gleich weit weg. Ich lade euch alle ein, mit mir heute Geburtstag zu feiern. Ohne euch, wer weiß, wo ich jetzt wäre. Deshalb ist das kein Spruch, wenn ich sage, ich liebe euch. Das fühle ich auch so. Danke J Ü R G E N A L K O H O L I K E R
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Sucht und missbrauch sind eng bei einander
Sucht und missbrauch sind eng bei einander bei ein missbrauch egal in welcher art,ligt die such oft auch da
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